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In den Wäldern von Wüstenrot und dem benachbarten Löwenstein wachsen über hundert Jahre alte Wellingtonien.
Mammutbäume deren Samen König Wilhelm 1865 in Amerika erworben hatte, um die Bäume in der Wilhelma in Bad Cannstatt anzupflanzen. Da man zu viele Sämlinge (4000) hatte, verkaufte man sie an Gemeinden und Privatleute. So kommt es, dass sich heute in Parks und Gärten über 135 Jahre alte Exemplare des Giganten finden. “Die Wellingtonien im Raum Wüstenrot“ von Thomas Widmaier, Staatliches Forstamt Löwenstein – 1993*), anlässlich der 100-Jahr Feier des Fremdenverkehrsvereins.
Die Baumriesen am Wellingtonienplatz, diese Golitathe unter den einheimischen Bäumen, beeindrucken zutiefst den Wanderer. Sie sind mit fast 45 m Höhe und bis 165 cm Durchmesser in 1,5 m Höhe unsere höchsten und dicksten Bäume im Forstbezirk Löwenstein – kaum vorstellbar, dass ihre amerikanischen Vorfahren etwa die doppelte Höhe und ein Mehrfaches an Dicke („General Sherman“: 89 m Höhe und 7,6 m Durchmesser in 1,5 m Höhe) erreicht haben.
Dabei sind aber die älteren Wellingtonien im Raum Wüstenrot gerade ganze 128 Jahre*) alt; das Alter der Bäume im Ursprungsgebiet wird auf mehrere tausend Jahre geschätzt. Entsprechend ihrem Alter und dem laufenden Höhenwachstum könnten auch unsere Bäume um einiges höher sein, aber fast regelmäßiger Blitzeinschlag führt immer wieder zum Verlust des Gipfels, und es dauert dann viele Jahre bis der Ersatzgipfel wieder die alte Höhe erreicht hat. Man kann annehmen, dass die Bäume bei uns nie die Höhen wie in ihrer amerikanischen Heimat erreichen werden. Dafür ist das Dickenwachstum der eingebürgerten Bäume ungebrochen.
Als Folge davon ist die Wellingtonie in Süddeutschland die Baumart mit dem höchsten Zuwachs an Holzmasse: dieser ist zwei- bis dreimal so hoch wie bei Fichte. In einem Wellingtonienbestand bei Weinheim an der Bergstraße stehen nahezu 1.200 Fm Holz je Hektar. Dies hätte sogar für den Bau eines Schwarzwaldhauses, für welches rund 1.000 Fm veranschlagt werden, gereicht. Aber auch unsere Bäume haben Imponierendes zu bieten: ein einziger Baum würde genügend Holz zum bau eines Einfamilienhauses abgeben (rund 40 Fm stehendes Holz, woraus mindestens 20 Fm Bauholz erzeugt werden könnten).
Bei dieser enormen Wuchsleistung der Wellingtonie ist es sehr bedauerlich, dass ihr Holz zu weich und leicht für Konstruktionszwecke ist. Dennoch hat es Hervorragendes zu bieten: durch die natürliche Einlagerung fäulnishemmender Stoffe könnte Wellingtonienholz im Freien, z.B. für Außenverschalungen, ohne jeden chemischen Holzschutz verwendet werden! – wenn, ja wenn die vielen, gleichmäßigen Äste nicht wären. Ohne künstliche Ästung wird auch kein gutes Wellingtonienholz erwachsen, da gerade die Äste so viel fäulnishemmende Inhaltsstoffe haben, dass sie nicht von selbst abfaulen und abbrechen.
Sie wachsen daher auch nach ihrem Absterben noch lange Zeit im neu gebildeten Holz ein. Wird aus solchem Holz Brettware erzeugt, fallen nach der Trocknung die Äste aus und es entstehen zahlreiche Astlöcher.
Seit gut drei Jahrzehnten gibt es wieder landesweit und auch in den Löwensteiner Bergen größere Bemühungen um den Anbau der Wellingtonie. So wurden im hiesigen Forstbezirk zahlreiche Einzelbäume, aber auch eine größere Fläche am Steinberg mit Wellingtonien ausgepflanzt. Wahrscheinlich angeregt durch die mächtigen Altbäume finden sich auch zahlreiche, jüngere Exemplare in Wüstenroter Hausgärten.
Nicht alle diese Bäume stammen aus Handelsbaumschulen; etliche lassen auch darauf schließen, dass der Gartenbesitzer eine besondere Beziehung zum Forstamt Löwenstein hatte. Einige Bäume stammen vielleicht sogar auch aus Selbstbedienung aus dem Anbau am Steinberg, wo in den ersten Jahren regelmäßig Bäume abhanden gekommen sind. Das ganze erinnert etwas an die Einführung der Kartoffel durch den „Alten Fritz“.
Wenn auch Sie Interesse haben, ihren Garten mit einer Wellingtonie zu bereichern, dabei aber Geld sparen wollen, weder über die entsprechenden Beziehungen verfügen, noch Ihr Gewissen belasten wollen, kann ich Ihnen hier mit einigen Ratschlägen zur Nachzucht dienen. Hinzu kommt noch die Freude, die ein solcher Versuch machen kann. Am besten sammeln Sie im späten Winter oder frühen Frühjahr nach etwas stürmischer Witterung einige Wellingtonienzapfen, deren Zapfenschuppen noch dicht geschlossen sind, unter den Altbäumen ein.
Die Zapfen dürfen auch noch grün sein. Zuhause legen Sie diese Zapfen in einem offenen Karton in einen trockenen, warmen Raum bis sich die Schuppen deutlich öffnen. Einige Samen werden bereits jetzt herausgefallen sein. Um aber die dicht gepackten Samen schnell aus dem Zapfen zu bringen, gibt man diese in ein geschlossenes Gefäß und schüttelt kräftig. Man nennt dieses Verfahren übrigens „Klengen“. Sie werden über die ungeheure Zahl der winzigen Samenkörner überrascht sein, wie es wohl auch die Gärtner Königs Wilhelms I. vor 128 Jahren*) waren. Sie dürfen aber getrost einige hundert Samen aussäen, da nur sehr wenige zur Keimung kommen.
Das Saatbeet soll sehr humos und sandig sein. Am besten ist eine leicht schattige aber luftige Lage, da es sonst leicht zu Umfallkrankheiten oder Blauschimmelbefall kommt. Die Saat zwischen Ende April und Ende Juni wird sehr dicht vorgenommen und mit reinem, möglichst gewaschenem Sand dünn abgedeckt. Bis zum Beginn der Keimung kann auch noch mit Karton oder einem feuchten Sack abgedeckt werden. Das Wachstum der kleinen Keimlinge beginnt zunächst sehr langsam.
Daher solle eine erste Umpflanzung zur Förderung der Bewurzelung erst nach zwei bis drei Jahren bei einer Pflanzenhöhe von etwa 15 cm vorgenommen werden. Nach weiteren drei Jahren haben die Bäume schon eine Größe von 50 bis 80 cm erreicht und sollten nun auch an ihrem endgültigen Standort ausgepflanzt werden. Dabei sind spätfrostgefährdete Mulden ungeeignet, da die Wellingtonie in den ersten Jahren, bis sie der Bodenforstzone entwachsen ist, frostgefährdet ist. Vor allem auf alten Waldböden kommt es auch bei über 5 m hohen Bäumen noch vereinzelt zum Absterben durch eine Pilzbefall (Hallimasch), während in dieser Größe die weiteren Gefahren durch Rehböcke oder andere Wellingtonienliebhaber bereits überwunden sind. Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg!
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